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Urlaub und Erholung für Zwei- und Vierbeiner direkt am Wald

Schauen Sie sich um

Tour (Beispielbilder zeigen nicht das Haus)


Eine (wahre) Geschichte aus dem Dorf

Der Müller von Loosen

Der Windmühlenbesitzer August Kumulus hatte drei Töchter. Die Älteste war lang und dumm, die mittlere Tochter war klein und pfiffig, die Jüngste war dicklich und etwas tranig. Tagein tagaus arbeitete August fleißig und gewissenhaft und hatte sogar Spaß daran. Wenn ein Bäcker spezielles Mehl für eine Festtagstorte beispielsweise benötigte, legte er immer einen Zahn zu, um das Mehl besonders fein und frei von Spelzen zu mahlen. Er packte es in Seidenpapier, das Anni, seine mittlere Tochter, mit Blüten in allen Farben des Regenbogens bemalt hatte. Die Leute waren von diesen Seidenmalereien so begeistert, dass immer wieder spezielle Mehlsorten bestellt wurden, nur um diese begehrten Papierbögen zu ergattern.

Eines Tages kam ein junger Knappe des Weges und bestellte zwei Kilo Walnussmehl. Er bestand darauf, dass das Seidenpapier mit roten, weißen und gelben Rosen bemalt sein sollte. August gab den Wunsch an Anni weiter, diese setzte sich sogleich hin und malte die schönsten Rosen in den bestellten Farben. Zwei Tage später kam der angehende Ritter, bezahlte mit einem Goldtaler das Mehl und fragte nach dem begabten Künstler. August stotterte und wusste so schnell keine bessere Antwort. Er sagte ehrlich, dass seine Tochter schon von Kleinauf alles mögliche mit Farbe „verzierte“ – sehr zum Leidwesen seiner Frau – und es die wohl lukrativste Idee von ihm gewesen sei, das Edelmehl auf diese Weise zu verpacken. Seine Tochter wäre nun glücklich, seine Frau auch und die Käufer reißen sich geradezu um die Seidenbögen, das machte ihn glücklich und wohlhabend. Horst von Weitersloh, der Knappe, schmunzelte und verließ die Mühle.

Drei Tage später kehrte er zur Mühle zurück und bestellte fünf mal ein Kilo Walnuss-, Haselnuss-, Mandel-, Erdnuss- und Pistazienmehl. Der Müller raufte sich die Haare, woher sollte er diese speziellen Nüsse herbekommen?

Eine gute Fee hatte die Bestellung zufällig mitgehört und stand plötzlich an der Seite des verzagten Müllers. Was gibst du mir, wenn ich dir die Nüsse besorge? Du? Was könntest du schon von mir haben wollen? Eine deiner Töchter! Ich bilde sie aus und lege damit bei ihr den Grundstein des Feenwissens. Gib mir deine dümmste Tochter, ich mache aus ihr ein kleines Genie. August überlegte, er könnte damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Er bekäme die Nüsse aus fernen Ländern und brächte seine älteste Tochter endlich unter. Verlockend.

Also gut, bringt mir von allen Sorten so viele Nüsse, dass ich je ein Kilo feinstes Mehl mahlen kann, und ihr bekommt meine Älteste zur Ausbildung. Die gute Fee nickte und machte sich auf den Weg. Am nächsten Tag stand ein Wagen mit vollen Säcken vor der Mühle. Sie enthielten Walnüsse, Haselnüsse, Mandelkerne, Erdnüsse und Pistazien. Die ganze Familie und viele Loosener staunten nicht schlecht, alle halfen beim Entladen. August warf die Mühle an und los ging es!

Anni hatte nun auch alle Hände voll zu tun und bat die jüngere Schwester, ihr zu helfen. Leider war dies vergebene Liebesmüh, Trude saß lieber in der Stube und spann und aß. Anni malte tag und nacht bis fünf Bögen mit den allerschönsten Frühlingsblüten auf dem Tisch lagen, bereit das Edelmehl in sich aufzunehmen. Als nach drei Tagen Horst von Weitersloh am Tor klopfte, wurde er schon erwartet. Fünf Packungen standen auf dem Mühlstein und strahlten mit der Sonne um die Wette. Anni hatte im Verborgenen ihren Vater und den jungen Ritter beobachtet und sich spontan verguckt. Sie ahnte nicht, dass der Knappe sie längst gesichtet hatte. Horst von Weitersloh verließ die Windmühle, die Fee ging mit Edeltraut in ihr Reich und alles schien gut. August saß mit der mittleren und mit der jüngsten Tochtern in der Stube und genoss den Feierabend.

Plötzlich klopfte es am Tor. Wer mag das noch sein, so spät am Abend? August schlurfte vollkommen erschöpft zum Tor und öffnete. Es war Horst von Weitersloh, der Einlass erbat. Herr Müller, ich benötige dringend Paranussmehl, sonst passiert etwas Schlimmes. Mein Herr ist sehr krank, der Pillendreher meinte, Nussmehle könnten helfen. Er braucht nun auch noch Paranussmehl. Woher soll ich diese exotischen Nüsse denn nehmen? Augenblicklich erschien wieder die gute Fee und fragte, ob sie helfen könne. Bitte seid so gut und besorgt Paranüsse, damit ich davon zwei Kilo Mehl mahlen kann. Gern, Müller, ihr habt ja noch zwei Töchter. Die mittlere bekommt ihr aber nicht, rief Horst von Weitersloh, die möchte ich heiraten. Hab ich da vielleicht auch noch ein Wörtchen mitzureden, mischte sich Anni schelmisch ein. Sie hatte durch ihre Arbeit eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein getankt. Aber ja, wertes Fräulein. Dann bin ich ja froh.

Die Fee wollte sich auf die jüngste Müllerstochter gern einlassen. Zunächst aber besorgte sie Paranüsse, einen ganzen Wagen voll. Der Müller mahlte, Anni bemalte das Seidenpapier in zarten Farben und freute sich auf das Wiedersehen mit ihrem Horst. Der stand am nächsten Morgen vor der Mühle, bezahlte schnell das Paranussmehl, das Seidenpapier würdigte er mit keinem Blick, und verschwand. Wenn sein Herr wieder gesund ist, wird er sich bestimmt bei dir melden. Hoffentlich.

Beide Schwestern weg, Anni fühlte sich fast ein bisschen einsam. Die Tage vergingen, Wochen, Monate, Horst von Weitersloh war nie mehr aufgetaucht. Anni konnte sich keinen Reim darauf machen und wurde von Tag zu Tag kleiner. Was war nur mit ihm geschehen?

Schon blühten die Kirschen, ein Dreivierteljahr später klopfte es am Tor und er stand da, strahlte übers ganze Gesicht und hatte einen Strauß Rosen in der Hand, rote, weiße und gelbe. Ich bin gekommen, um heute deinen Vater um deine Hand zu bitten, Anni. Wo warst du die vielen Monate, lieber Horst? Mein Herr und ich waren bei vielen Ärzten, in nah und fern. Keiner wollte glauben, dass die Nusskur wirklich geholfen hat. Er ist komplett gesund! Und das ist der zweite Grund, weshalb ich hier bin. Er möchte euch zu Hoflieferanten machen und lässt euch durch mich fragen, ob ihr mit 150 Goldtalern im Jahr zufrieden seid.

Das müssen wir erst mal durchrechnen, tönte August von hinten. Aber die Hand meiner Tochter geb ich euch gern. So feierten sie ein großes Hochzeitsfest, Annis Schwestern waren aus dem Feenreich angereist, alle Loosener freuten sich und tanzten auf den Straßen. Das Brautpaar verteilte handbemalte Seidenblumen und genoss den Tag. Es war der Beginn eines glücklichen Lebens.

Diese Geschichte ist aus, dort oben fliegt eine goldene Maus!